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Die EZB senkt die Leitzinsen – was dann?

Viele Jahre hatten es Sparer schwer. Auf herkömmliche Anlagen wie Tages- und Festgelder gab es keine oder nur äußerst geringe Zinsen. Erst mit der Neuausrichtung der Geldpolitik durch die Europäische Zentralbank kam wieder Schwung in die Sache. Mittlerweile sind je nach Anbieter bis zu vier Prozent Zins möglich. Doch auch das wird nicht ewig bleiben. Bereits jetzt zeigt sich, dass der Zenit überschritten scheint und sich Sparer wieder auf moderatere Renditen einstellen sollten. Vor allem die von mancher Seite erwartete Leitzinssenkung der EZB könnte die Situation verschärfen. Was also sollten Anleger jetzt tun?

Wissenswerte Grundlagen zum Leitzins

In den Nachrichten hört man immer wieder vom Leitzins. Doch was verbirgt sich hinter ihm und was genau hat er mit Sparern zu tun?

Der Leitzins wird in der Eurozone von der EZB festgelegt. Konkret sagt er aus, zu welchem Zinssatz sich die Geschäftsbanken bei der jeweiligen Notenbank Geld beschaffen oder dort anlegen können. Darüber hinaus kommt dem Leitzins eine immens wichtige Rolle bei der Gestaltung der Geldpolitik zu. Hierbei geht es auch um die Inflationsrate. Letztere soll bestenfalls bei einem Niveau von rund zwei Prozent festgelegt werden. Zur Zielerreichung greift die EZB auf den Leitzins zurück, wofür ihr im Wesentlichen zwei Möglichkeiten zur Verfügung stehen.

Entweder die Europäische Zentralbank fährt eine restriktive Geldpolitik, wie sie jüngst in Form steigender Zinsen zu beobachten war. Primäres Ziel dabei ist die Bremsung des Preisanstieges sowie die Hemmung des Wirtschaftswachstums. Die umgekehrte Wirkung erzielt die expansive Geldpolitik, die mit Zinssenkungen einhergeht. Zinssenkungen vergünstigen für Unternehmen die Kreditaufnahme und regen somit tendenziell zu Investitionen an. Allerdings kann sich dadurch auch die Inflationsrate wieder erhöhen. Kommt es zu Änderungen des Leitzinses, zeigen sich die Auswirkungen erst mit einiger Verzögerung.

Wichtig zu wissen ist außerdem, dass es genau genommen drei verschiedene Arten von Leitzinsen gibt. Einen für das Hauptrefinanzierungsgeschäft, einen für die sogenannte Spitzenrefinanzierungsfazilität sowie den Leitzins für die Einlagenfazilität. Was aber versteht man darunter?

Ist vom Leitzins die Rede, meint man damit in aller Regel den Zinssatz für das Hauptrefinanzierungsgeschäft. Er gibt an, zu welchem Zins sich Geschäftsbanken Geld von der Zentralbank leihen können.

Der Zins für die Spitzenrefinanzierungsfazilität besagt, welchen Zinssatz Geschäftsbanken bezahlen müssen, wenn sie sich kurzfristig Kapital bei der Zentralbank beschaffen wollen. Häufig wird er auch als Obergrenze für Zinsen auf Tagesgeld angesehen.

Die Untergrenze für Zinsen auf Tagesgeld stellt wiederum die Einlagenfazilität dar. Zu diesem Zinssatz können Geschäftsbanken überschüssige Liquidität bis zum nächsten Geschäftstag im Eurosystem bei der Zentralbank anlegen.

Welche Folgen eine Leitzinsänderung hat

Jede Veränderung des Leitzinses, sowohl nach oben als auch nach unten, sollte von den Währungshütern der EZB gut abgewogen sein. Immerhin sind damit weitreichende Konsequenzen in vielen verschiedenen Lebensbereichen verbunden. Da aktuell eine Senkung des Leitzinses deutlich wahrscheinlicher als eine Erhöhung ist, soll der Fokus der nachfolgenden Ausführungen darauf liegen.

Wie weiter oben bereits kurz erwähnt, führt ein niedrigerer Leitzins vor allem zu günstigeren Krediten.

Das gilt sowohl auf Ebene der Unternehmen als auch für Privatpersonen. Der Konsum und die Investitionen sollen wieder angekurbelt werden. Andererseits steigt dadurch allerdings auch die Gefahr einer höheren Inflationsrate. Ein weiterer Nebeneffekt unschöner Art für die Sparer ist die geringere Verzinsung von Tages- und Festgeldern, wie sie in den vergangenen Jahren lange vorherrschte.

Was hat sich zuletzt getan?

Beobachter erwarten seit geraumer Zeit, dass sich die EZB zu einer Senkung des Leitzinses entscheiden wird. Dazu ist es bislang jedoch nicht gekommen. Schenkt man den jüngsten Worten von Christine Lagarde auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos Glauben, scheint eine Änderung der Geldpolitik aktuell außerdem nicht die oberste Priorität zu haben. Für Sparer wäre ein anhaltend hohes Zinsniveau positiv. Dennoch sollten Anlageentscheidungen nicht ewig vertagt werden. Das hat auch einen simplen Grund.

So zeigt bereits jetzt der Vergleich zwischen verschiedenen Tages- und Festgeldanbietern, dass die Zinsen nicht mehr auf dem einstigen Höchststand verweilen und es zu ersten Rückgängen gekommen ist. Wer eifrig auf der Suche nach den besten Angeboten ist, kann zwar vereinzelt noch bis zu vier Prozent an Zinsen finden. Allerdings beschleunigte sich der Zinsrückgang in den ersten drei Wochen des neuen Jahres, sodass Sparer besser jetzt als zu spät aktiv werden. Dass sich Banken nicht mehr allzu großzügig zeigen, dürfte nicht zuletzt damit zusammenhängen, dass sie die erwarteten Zinsentscheidungen der EZB in ihren Angeboten einpreisen.

Was bedeutet das für Anleger?

Wer aktuell über eine gewisse Geldsumme verfügt und diese noch zu vergleichsweise guten Konditionen anlegen möchte, sollte sich dringend über bestehende Möglichkeiten bei Tages- und Festgeldern informieren. Sobald es tatsächlich zu einer Leitzinssenkung kommt, muss mit entsprechend niedrigeren Zinsen auch auf herkömmliche Anlagen gerechnet werden.

In diesem Zusammenhang kann es sich lohnen, den Blick ins Ausland zu richten und dort nach entsprechenden Investitionsmöglichkeiten Ausschau zu halten. Sollte dabei tatsächlich ein passendes Angebot ins Auge stechen, müssen dennoch einige Aspekte beachtet werden. Hierzu zählt in erster Linie die Einlagensicherung, die das jeweilige Kreditinstitut unbedingt bieten sollte. Aber auch mit Blick auf die Besteuerung etwaiger Erträge müssen Besonderheiten beachtet werden. Im Ausland greift beispielsweise nicht die Abgeltungssteuer, sodass entsprechende Kapitaleinkünfte separat in der Steuererklärung angegeben werden müssen.

Potenzielle Szenarien und adäquate Handlungsempfehlungen

Selbstverständlich sollte nicht hektisch und unüberlegt die nächstbeste Anlagemöglichkeit abgeschlossen werden, nur weil es künftig zu einer Leitzinssenkung kommen könnte. Um allerdings auf verschiedene Situationen vorbereitet zu sein, sollen abschließend die derzeit zwei wahrscheinlichsten Szenarien simuliert und passende Vorschläge für Sparer entwickelt werden.

Eventuell hält die Europäische Zentralbank unverändert am Leitzins von gegenwärtig 4,5% fest. Das dürfte einige Marktteilnehmer sicherlich überraschen, die Auswirkungen auf Tages- und Festgelder hielten sich nach Einschätzung von Experten aber im Rahmen. In diesem fiktiven Fall dürften die Zinsen also auch auf Tagesgelder noch für eine Weile auf hohem Niveau bleiben.

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Wahrscheinlicher ist aber eine Senkung des Leitzinses im Jahresverlauf, vermutlich im Sommer. Wenn es dazu kommt, sinkt die Verzinsung herkömmlicher Sparanlagen. Anleger könnten, um sich davor abzusichern, schon jetzt nach längerfristigen Festgeldanlagen schauen und sich die dort gezahlten Zinsen sichern.

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